James Augustine Aloysius Joyce kam 1882 in einer katholischen Dubliner Familie der Mittelschicht zur Welt. Nachdem er das von den Jesuiten betriebene Internat Clongowes Wood College besuchte, schließt er zuerst ein Sprachenstudium (Französisch und Italienisch) ab und zieht daraufhin nach Paris, um Medizin zu studieren. Aber, sowohl aufgrund der Schwierigkeit der Vorlesungen auf Französisch, als auch aufgrund finanzieller Probleme bricht er das Studium ab und kehrt nach Dublin zurück.
1904 der erste Versuch Ritratto di artista – Porträt eines Künstlers, die Erzählung die später zu Stephen Hero wird und daraufhin Ritratto dell’artista da giovane- Ein Porträt des Künstlers als junger Mann und die ersten Gedichte der Sammlung Musica da camera – Kammermusik zu veröffentlichen.
Da Joyce die bigotte Provinzialität Dublins nicht erträgt, verlässt er die Stadt mit Nora Barnacle, die er erst vor einigen Monaten kennenlernte und 1931 heiratet. Da er erfahren hatte, dass in der Berlitz School ein Lehrerposten frei war, erreicht er gemeinsam mit Nora die Stadt an der Adria, wo sich herausstellte, dass der Posten nicht existierte. Daraufhin schickt man ihn nach Pola, in der istrischen Halbinsel, wo die Sprachschule eine weitere Niederlassung eröffnet hatte. Nachdem 1905 ein Spionagering entdeckt worden war, wurden alle Ausländer aus der Stadt ausgewiesen. Nach seiner Rückkehr nach Triest wird er von der Berlitz angestellt und beginnt seine fruchtbarste literarische Schaffenszeit.
Während seines Aufenthalts in Triest vervollständigt Joyce seinen Erzählungsband Gente di Dublino- Dubliner, veröffentlicht eine zweite Abfassung der Gedichtsammlung Musica da camera- Kammermusik, verfasst die autobiografische Prosadichtung Giacomo Joyce und beginnt, außer dem Drama Esuli – Verbannte, das Werk, dass ihm internationale Anerkennung verschaffen wird: l’Ulisse – Ulysses.
Bedeutend ist seine Affinität-Freundschaft zu Ettore Schmitz alias Italo Svevo, “nachlässiger Schriftsteller” nach den Worten Joyces, der ihn 1907 kennenlernt, als Svevo Englisch lernen muss, um die Londoner Fabrik der Lackfirma Veneziani führen zu können. Schmitz gilt als Hauptmodell für Leopold Bloom, besonders aufgrund seiner jüdischen Aspekte. Auch die Frau von Svevo, Livia Veneziani, inspiriert Joyce, der die lange rötliche Haarpracht, als er die Gewässer des Liffeys, dem Fluss, der durch Dublin fließt, in Anna Livia Plurabelle einem der Kapitel von Finnegans Wake beschreibt.
Während des Ersten Weltkriegs zieht Joyce nach Zürich, wo er Verbannte beendet und Ulysses weiterschreibt. Mit der Absicht nach Triest zurückzukehren, tut er dies 1919. Enttäuscht vom neuen Klima der Stadt, die nun unter italienischer Verwaltung steht, bleibt er dort nicht mal neun Monate und zieht erneut nach Paris, wo er die folgenden zwanzig Jahre bleibt.
1922 beginnt er mit Work in Progress später Finnegans Wake genannt, die Abfassung dauerte über sechzehn Jahre seines Lebens. James Joyce wurde in Zürich begraben, wo er 1941 starb, da er aus Paris bevor die Nazitruppen kamen, geflohen war.
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1. PIAZZA DELLA STAZIONE
HEUTE PIAZZA LIBERTÀ
Joyce e Nora kommen am 20. Oktober 1904 in Triest an. Er lässt seine junge Freundin im Bahnhofsgarten, um eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Als er Piazza Grande (heute Piazza dell’Unità d’Italia) erreicht, wird er in eine Schlägerei zwischen betrunkenen englischen Seemännern in einer Bar verwickelt. Als die Polizei kommt, wird er gemeinsam mit ihnen verhaftet. Einige Stunden später wird er dank des englischen Konsuls entlassen und kann zu Nora auf der Bank am Bahnhof zurückkehren.
WOHNORTE
2. PIAZZA PONTE ROSSO 3, III Stock
März 1905
Von dieser Wohnung blickt man auf den darunter liegenden Marktplatz und den Kanal, der damals voller Segelboote, die Waren aus Istrien und Venetien transportierten, war. Hier hat der Schriftsteller nur kurz nach seiner Rückkehr aus Pola von der ersten Märzwoche bis Anfang April 1905 gewohnt.
3. VIA S. NICOLÒ 30, II Stock
1. Mai 1905 – 24. Februar 1906
Hier kam am 27. Juli sein Sohn Giorgio zur Welt und James schrieb einige Erzählungen von Dubliner und Stephen Hero.
4. VIA GIOVANNI BOCCACCIO 1, II Stock
24. Februar – 30. Juli 1906
Familie Joyce, einschließlich des Bruders James Stanislaus, hat hier gemeinsam mit dem Kollegen der Berlitz School Alessandro Francini Bruni, seiner Frau Clotilde und deren Sohn Daniele gelebt.
5. VIA NUOVA 45, III Stock
heute Via Mazzini 45
Ende April 1907 – Mitte August 1907
In den wenigen hier verbrachten Monaten kam die Zweitgeborene Noras und James, Lucia zur Welt und erkrankte Joyce schwer, schrieb hier aber auch Stephen Hero neu.
6. VIA S. CATERINA 1, I Stock
August 1907 – April 1909
Während des Aufenthalts in dieser Wohnung verlor Nora ihr drittes Kind. Wahrscheinlich übertrug Joyce dieses Ereignis literarisch durch den verfrühten Tod von Blooms Sohn auf Ulysses.
7. VIA VINCENZO SCUSSA 8, I Stock
25. April 1909 – 24. August 1910
Hier wohnten für kurze Zeit auch die Schwestern Joyces Eva und Eileen, die ihn auf der Rückkehr von zwei Reisen nach Irland nach Triest begleitet hatten.
8. VIA DELLA BARRIERA VECCHIA 32, III Stock
August 1910 – September 1912
Das von Joyce bewohnte Appartement gehört dem Unternehmer und Besitzer der darunter liegenden Apotheke Picciòla, die es noch heute gibt.
9. VIA DONATO BRAMANTE 4, II Stock
September 1912 – 28. Juni 1915
Hier schreibt er Giacomo Joyce, beendet Ritratto d’artista – Porträt des Künstlers und beginnt mit der Abfassung des Dramas Esuli- Verbannte und seines Meisterwerks Ulisse – Ulysses. Zurzeit, die Joyce in dieser Wohnung verbringt, wird 1914, nach einer Reihe von erfolglosen Versuchen, endlich Gente di Dublino – Dubliner veröffentlicht.
10. VIA DELLA SANITÀ 2, III Stock
heute Via Diaz 2
Oktober 1919 – Juli 1920
Dies war die Adresse Joyce nach seiner Rückkehr aus Zürich und zudem seine letzte Adresse in Triest.
Die Wohnung wurde ihm von Frantisek Schaurek, einem ursprünglich aus Prag stammenden Bankangestellten, der im April 1915 Joyce Schwester Eileen geheiratet hatte, untervermietet. Außer mit den Schaureks und ihren beiden Kindern teilten die Joyce die Wohnung mit Stanislaus, der nach vierjähriger Internierung in Österreich nach Triest zurückgekehrt war. Hier schrieb Joyce Nausicaa und Oxen of the Sun und begann Circe, Kapitel Ulysses.
11. DIE BERLITZ SCHOOL
Via San Nicolò 32, I Stock
Die Berlitz School, vielleicht einer der berühmtesten Bezugspunkte Triests bzgl. Joyce, wurde 1901 von Almidano Artifoni gegründet. Die Schule befand sich im ersten Stock des Wohnhauses in Via San Nicolò 32 und bestand aus vier Räumen.
Hier hat Joyce nach seiner Rückkehr aus Pola von März 1905 bis September 1906 unterrichtet, bis er für kurze Zeit nach Rom zieht und dann erneut, bei seiner Rückkehr, von März 1907 bis zum Herbst desselben Jahres, als er aufgrund von finanziellen Uneinigkeiten mit der Schulleitung seine Aktivität plötzlich aufgibt. Stanislaus unterrichtet, auch nachdem sein Bruder die Schule verlassen hat, weiterhin an der Berlitz und wird sogar stellvertretener Schulleiter.
12. CAFÈ STELLA POLARE
Via Sant’Antonio, 14
(heute Via Dante Alighieri, 14)
Zurzeit von Joyce verkehrten im Café Stella Polare die Angestellten der Berlitz. Zwischen 1907 und 1908 liest James hier seinem Bruder die gerade fertiggestellten Erzählungen und die Kapitel des Porträts vor.
In den traditionellen Triester Cafés, von denen heute noch einige bestehen, spielte sich ein bedeutender Teil des intellektuellen Lebens der Stadt ab. In einem seiner ersten Briefe aus Rom bemerkt Joyce, dass die Römer Cafés keinen Vergleich mit denen Triests aushalten.
13. IL PICCOLO
Piazza Goldoni
Joyce beginnt mit der Triester Zeitung dank der Freundschaft zum damaligen Direktor zusammenzuarbeiten: Preziosi. Seine Artikel, die in der Abendzeitung Piccolo della Sera veröffentlicht wurden, waren in sehr gutem Italienisch und behandelten irische sozialpolitische Themen.
14. GRIECHISCH-ORTHODOXE KIRCHE
Riva 3 Novembre, 7
Die griechische Gemeinde Triests ist zu Zeiten von Joyce sehr wohlhabend und einflussreich. Der irische Schriftsteller hat unter seinen Schülern einige der bedeutendsten Mitglieder, wie den Baron Ambrogio Ralli, den Fürsten Sordina und die Familie Galatti. Joyce besucht den griechisch-orthodoxen Gottesdienst und vergnügt sich ihn mit dem lateinischen Gottesdienst, den er für besser hält, zu vergleichen.
15. FREUDENHAUS “IL METRO CUBO – DER KUBIKMETER”
Via Pescheria 7
In der Altstadt befand sich auch das Viertel der Freudenhäuser Triests. Aufgeteilt ins jüdische und das Cavana genannte Viertel, in der Nähe vom Meer: Hier gab es mehr als 40 ordnungsgemäß eingetragene Freudenhäuser mit mindestens 250-300 Prostituierten, die ihre Dienste zu jeder Uhrzeit anboten. Vielleicht spielte Joyce in einem Brief an Svevo auf das kleine Freudenhaus “Il metro cubo” mit dem Satz “die für die Öffentlichkeit unsicheren Bordelle” in diesem Stadtteil an.
16. KONDITOREI PIRONA
Largo Barriera Vecchia. 12
Die noch heute vorhandene Konditorei liegt gegenüber der Wohnung oberhalb der Apotheke Picciòla, in der Joyce ab 1910 wohnte. Der Schriftsteller verkehrte dort oft.
17. STATUA
Via Roma 16
Die vom Bildhauer Nino Spagnoli geschaffene Statue wurde 2004 auf der Brücke aufgestellt, um die hundertjährige Ankunft Joyce in Triest zu feiern.
18. THEATER VERDI
Piazza Verdi
Joyce besuchte hier viele Opernaufführungen, die er liebte –in seiner Zeit in Triest, versuchte er auch Karriere als Opernsänger zu machen – oft bekam er von seinen Freunden der lokalen Zeitung “Il Piccolo” Freikarten.
19. KINO “AMERICANO”
Piazza della Borsa, 15
Dieses Kino war das Erste, das in Triest eröffnete. 1905 wurde es mit der Vorstellung des Films Napoleon, der 15 Minuten dauerte, eröffnet. Der Besitzer des Kinos ist Giuseppe Caris, der gemeinsam mit Giovanni Rebez, Besitzer des Kinos “Edison”, Teilhaber von Joyce wird, als der Schriftsteller 1909 die Idee hat ein Kino in Dublin zu eröffnen, wo es noch keins gab.
20. SCHULE REVOLTELLA
Via Carducci, 12
Hier bekommt Joyce 1913 dank der Bemühungen Italo Svevos einen Auftrag als Lehrer für Englisch und Geschäftskorrespondenz. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges werden viele Schüler und Lehrer von der Österreichischen Armee einberufen und verlassen Triest, um das italienische Gebiet zu schützen. Im Juni 1915 muss die Schule schließen. Am 27. Juni desselben Jahres verlässt auch Joyce die Stadt.
Bei seiner Rückkehr im Oktober 1919 unterrichtet er erneut an der “Revoltella” bis 1920, als er den Lehrstuhl seinem Bruder Stanislaus überlässt.
21. RICHARDSBOGEN
Piazza Barbacan
Man sagt Joyce habe im “Il Trionfo” verkehrt, das Wirtshaus neben dem Richardsbogen –römisches Monument aus dem 1. Jh. n. Chr. – um hier seinen bevorzugten Wein, Opollo di Lissa, zu trinken. Dies geschah wahrscheinlich zur Zeit, als er in Via Bramante (1912-15) wohnte und vom Hügel von S. Giusto entlang der Via San Michele hinabstieg, um die Altstadt zu betreten.
22. JOYCE MUSEUM
Via Madonna del Mare, 13
tel 040 6758182 – 8170
fax 040 6758199
museojoyce@comune.trieste.it
www.museojoycetrieste.it
Bei der Erstellung der Tour wurden unter anderem folgende Werke verwendet:
Renzo S. Crivelli, James Joyce: Itinerari triestini / James Joyce: Triestine Itineraries
MGS press, Triest 1996